Die vielen Pickups auf den Straßen lassen es einen schon erahnen: die Verkaufszahlen steigen. Der ehemals von US Boliden angeführte Nischenmarkt hat schon lange Zuwachs aus Japan bekommen und jetzt wollen auch Deutsche Nobelkonzerne wie Mercedes den Pickup salonfähig machen.
Auch in der Wohnmobilbranche schlägt sich der Trend nieder – hier sind Absetzkabinen das schnellst wachsende Segment. Der Vorteil liegt auf der Hand – ein Fahrzeug, viele Möglichkeiten. Besonders für selbstständige Handwerker ist die Kombination aus Arbeitsfahrzeug und Urlaubsmobil interessant – einfach Arbeit und Freizeit verbinden.
Da liegt der Kauf eines Pickups mit passender Wohnkabine ja Nahe, oder? Hierbei werden die Wohnkabinen gerne mit Ausstattungen wie in modernen Reihenhäusern und Überhängen bis zum Maximum beworben. Die Pickups dazu als übertechnische Arbeitstiere der schweren Lastenbeförderung – und die Kombination aus Beidem als der ultimative Begleiter für wahre Abenteuer.
Nicht so oft erwähnt werden technisch relevante Begriffe wie zulässiges Gesamtgewicht und Nutzlast, die dann zu realen Ereignissen wie Urlaubsende wegen Überladung oder Rahmenbruch führen können. Gerne wird auch nicht erwähnt, dass die Pickupkabinenhersteller einen Einsatz der Kabine abseits befestigter Straßen ausschließen und gerne damit werben die Kabine vor dem abbiegen auf die nächste Piste auf dem naheliegenden Campingplatz abzustellen.
Pickupkabinenhersteller: einen Einsatz der Kabine abseits befestigter Straßen möchten wir ausschließen
Eine Pritsche mit einem pistentauglichen Kofferaufbau sprengt natürlich die Außenmaße für die härtesten Tracks der Welt, ist aber mit den technischen Gegebenheiten auf jeden Fall eine verläßliche Basis um auch Offroad Abenteur zu erleben. Darüber hinaus sind wir davon überzeugt, dass alle Selbstständigen, die Freizeit und Arbeit mit einem Fahrzeug kombinieren wollen, in einem Pritschenwagen die bessere Basis für alle Nutzungsmöglichkeiten finden.
Jetzt mal zu den Fakten, um zu erklären, was wir genau sagen wollen.
1. Keine Angst mehr vor der Waage: nie überladen fahren, dank 1,2t Nutzlast und 3,5 ZGG
Rein technisch kann man die Zuladung bei jedem Fahrzeug im Fahrzeugschein ablesen. Hier ist zwar die mögliche Zuladung nicht eingetragen, ergibt sich aber leicht aus der Differenz zwischen Leergewicht und zulässigem Gesamtgewicht. Im Fahrzeugschein:
Kennziffer G – Masse des in Betrieb befindlichen Fahrzeugs in kg (Leermasse)
Kennziffer F.1: Technisch zul. Gesamtmasse in kg (ZGG – zulässiges Gesamtgewicht)
Berechnung: ZGG – Leermasse = mögliche Zuladung
Wir haben mal für euch nachgeschaut und die 4 beliebtesten Pickups mit möglicher Zuladung um eine Tonne und die 4 gängigsten Pritschenfahrzeuge zusammengefasst. Verglichen werden hier alle Fahrzeuge mit Hinterradantrieb und Pritsche als Ladefläche.
Pickups | ZGG in kg | Maximale Zuladung in kg |
Ford | 3200 | 1160 |
Mercedes X-Klasse | 3200 | 1064 |
Nissan Nevara | 3035 | 1189 |
VW Amarok | 3080 | 962 |
Pritschen | ZGG in kg | Maximale Zuladung in kg |
Ford Transit | 3500 | 1290 |
Mercedes Sprinter | 3500 | 1285 |
Renault Master | 3500 | 1283 |
VW Crafter | 3500 | 1266 |
Fahrzeuge mit Hinterradantrieb. Daten aus Herstellerbroschüren (Stand 02.2019)
Hier lässt sich im driekten Vergleich sehen, dass die Pritschenfahrzeuge eine durchweg höhere Zuladung ermöglichen. Und es ist noch Luft nach oben – Wie du bei einem Pritschewagen durch Abbauen der Pritsche noch 200kg mehr Zuladung für deine Wohnkabine herausholen kannst, kannst du ab dem 14.02.19 hier lesen. Neben dem Gewicht der Wohnkabine und der möglichen Zuladung spielt natürlich auch das Platzangebot im neuen mobilen Zuhause eine Rolle. Damit kommen wir zum nächsten Punkt, der Ladefläche.
2. Quer schlafen & nicht im Bett kochen: Pritschen haben genug Platz, auch für einen praktischen Grundriss
Gehen wir davon aus, dass sowohl beim Pickup als auch beim Pritschenfahrzeug die Absetzkabine auf der Ladefläche transportiert wird, so hat die Ladefläche eines Pritschenfahrzeugs zwei entscheidende Vorteile – da sie erstens eben ist und zweitens eine größere Fläche bietet.
Durch die ebene Ladefläche ergibt sich logischerweise auch ein ebener Boden für die Wohnkabine, noch dazu über die gesamte Breite. Bei handelsüblichen Pritschen lassen sich hier leicht Kabinen mit 1,9m innerer Breite realisieren. Pickupkabinen hingegen müssen normalerweise mit einer Bodenbreite um 90cm auskommen, da die Bordwände die Abmessungen begrenzen. Zusätzlich lassen sich bei den meisten Pritschen die Bordwände abnehmen, so dass auch leicht Kabinen mit Überbreiten realisierbar sind.
Bei beiden Basisfahrzeugen bietet es sich an, die Ladefläche/Pritsche komplett zu demontieren um die Wohnkabine direkt auf dem Fahrzeugrahmen zu montieren. Damit ergibt sich eine geringere Aufbauhöhe, eine höhere Zuladung und der Schwerpunkt verlagert sich nach unten. Diese Vorteile erklären wir euch nächste Woche noch mal im Detail.
Egal ob mit oder ohne Ladefläche, am Schluss liegt das Gewicht auf dem Rahmen, was bei dem ein oder anderen Pickup Camper schon zu ernsthaften Problemen geführt hat.
3. Da hängt die Pickupkabine aber schief – das Problem mit dem möglichen Rahmenbruch
Selbstverständlich muss das nicht passieren. Wird es wahrscheinlich auch nicht, wenn man damit nur auf befestigten Straßen unterwegs ist. Wird es sogar ziemlich sicher nicht, wenn man sich dann noch mit einer kleinen Pickupkabine abfindet und minimalistisch unterwegs ist.
Das Risiko für einen Rahmenbruch steigt aber dann extrem, wenn die Kabine möglichst viel Platz im Innenraum haben soll und noch mehr als 2 Leute mitfahren sollen. Nicht nur steigt mit der Größe der Kabine natürlich das Eigengewicht. Meist wird dann ein Pickup mit Doppelkabine gefahren und die Kabine hängt durch die kurze verbleibende Ladefläche weit über der Hinterachse und belastet diese durch den langen Hebelweg zusätzlich.
Das ist der erste kritische Punkt. Soll die Kabine dann mit ins Gelände, kommt es natürlich durch die Unebenheiten zu Verwindungen im Rahmen und zusätzliche dynamische Lasten, beim durchfahren von z.B. Schlaglöchern, drücken auf den Rahmen. Hier kommt es dann vermehrt vor, dass der Rahmen den einfach unangemessenen Belastungen nicht standhalten kann. So entstehen dann Rahmenbrüche.
Haben wir dich überzeugt, dass Pritschen die besseren Pickups sind?
Wir denken, das reicht um zu erklären warum wir unsere BrainBOXX Kabinen lieber auf Pritschenfahrzeugen, wie dem Mercedes Sprinter, verbauen und nicht auf Pickups. Es gibt da noch mehr Punkte, die uns an Pickups als Basis für Wohnkabinen nicht so zusagen, aber wir wollen hier nicht zu sehr ins Detail gehen. Für alle, die sich das ausführlich zu Gemüte führen wollen, verweisen wir aber gerne auf die Seite des Explorermagazins.